Das Geschlecht Kurzen von Frutigen und Adelboden, Kt. Bern, Schweiz
Um die Mitte des 16. Jahrhunderts kamen die ersten Kurz (Kurtz) ins Frutigtal, wahrscheinlich aus dem Emmental (Langnau, Röthenbach) oder aus dem Stockental. Adrian Kurzen, Hünibach, sagt, er könne belegen, dass sie sich zuerst in Adelboden niederliessen und dann erst in der benachbarten Gemeinde Frutigen.
Über die Bedeutung des Namens äussert sich Alfred Bärtschi, der Verfasser des Adelboden-Buches kurz und bündig: "Ein Vorfahre zeichnete sich durch geringe Körperlänge aus, daher der Name." Das muss sich im Verlaufe der Zeit geändert haben, denn vor ca. 30 Jahren soll sich ein Auswärtiger über die Namen im Frutigland belustigt haben mit der Bemerkung, da gebe es nur "chlini Grösseni, lengi Chürzeni u alti Jüngeni". Ganz so daneben lag er nicht mit dieser Feststellung. Die Wandlung des Namens Kurz > Kurtz > Kurtzen in Kurzen stelle ich mir so vor: Der Volksmund nannte sie bei uns nicht "Churz", sondern "Churzä", wie heute auch noch. Die Amtssprache aber machte daraus "Kurzen". Diese Umwandlung haben nach und nach alle Frutigtaler-Kurz freiwillig oder auch widerwillig akzeptiert. Übrigens ist es nicht nur den "Kurzen" so ergangen. Schon Pfr. Stettler, der 1887 das erste Frutigbuch veröffentlichte, stellte fest, dass zugewanderte Gross, Jung und Kurz im Frutigland zu Grossen, Jungen und Kurzen verwandelt wurden.
Während man im neuen Frutigbuch über die Kurzen so gut wie nichts erfährt, weiss Alfred Bärtschi im Adelboden-Buch einiges zu berichten. Hier nur ein paar Notizen:
1629 Jakob Kurzens Wappenschild im Chorfenster
1640 ca. sagt Statthalter Abraham Allenbach: Peter Kurzen lehrte mich lesen, schreiben und ein wenig rechnen.
1695 Joseph Kurzen zählt zu den Mitgliedern der Ehrbarkeit.
1744 ca. verzichtete Peter Kurzen auf ein Weiterwirken in seiner Heimat. In Iferten (Yverdon) diente er als deutscher Schulmeister von 1744-1748 und in Aubonne 1752-56
1771 Hans Kurzen scheint sich im Ausland auszukennen. Er wird belohnt, weil er des Doktor Zimmermanns Kinder im Welschland abgeholt hat.
1777 diente ein Pfr. David Kurz aus Thun in Frutigen
1778 schrieb Weibel Künzi über die Kurzen: ... ihr Geschlecht ist klein (d.h. es gab nur wenige davon)
1784 Johannes Kurtz verschied in Turin in sardischen Diensten.
1786 Pierre Kourtz' Abschied vom Dienst beim König von Sardinien.
___ Nach 73 Monaten Dienst in den Niederlanden wird Christian Kurtz in allen Ehren entlassen (Rgt Stürler)
1850 vom Geschlecht Kurzen wohnten die meisten auswärts.
Die Kurzen zog es in die Ferne. Ums Jahr 1700 siedelten die ersten nach St. Stephan im Obersimmental über. Später traf man sie in der Lenk, in Zweisimmen und Boltigen an, ja sogar im Niedersimmental. Die Frutiger-Kurzen und der Peter von Adelboden erwählten das Welschland (Suisse romande) zu ihrer neuen Heimat. Zwischen 1750 und 1800 werden sie in Morges, Vevey, Chexbres, Genf, Yverdon und Aubonne erwähnt. Ganz selten aber liest man von einer Auswanderung nach Preussen und Amerika.
Ein interessanter Abtausch fand zwischen Adelboden und Frutigen statt. Während sich einige Adelbodner-Kurzen langsam über die Spissen (Rinderwald, Ladholz, Kratzern, Ried) Richtung Frutigen ansiedelten, drangen die Frutiger-Kurzen auf der anderen Talseite über Achseten und Hirzboden in Richtung Adelboden vor. Und das alles ohne Absicht, ohne Plan und absolut friedlich.
Es scheint, dass die Adelbodner-Kurzen eine Nachwuchs-Krise durchmachen. Es gibt nur noch 7 Familien mit männlichen Nachkommen.
Robert Germann-Bucher, Frutigen